Die B&C-Gruppe hält mit Amag, Lenzing und Semperit drei Mehrheitsanteile an Industrieunternehmen, die sehr hohen Energiebedarf aufweisen. Was passiert, wenn in Österreich eine CO2-Steuer eingeführt wird?
Wolfgang Hofer: Es kommt darauf an, wie diese Steuer ausgestaltet wird. Das Vorhaben muss in einen internationalen Rahmen eingebettet werden. Die kleine österreichische Binnenwirtschaft wird einen Alleingang nicht verdauen. Die Emissionsproblematik macht nicht an der Grenze zwischen Hainburg und Bratislava halt.
Die EU war politisch noch nie uneinheitlicher als heute….
Seien wir nicht so pessimistisch. Der Druck aus der Bevölkerung ist da. Der Wandel muss ordentlich moderiert werden. Mit Frau von der Leyen ist eine Person an der Spitze Europas, die dieses Thema prominent nach außen vertritt. Ich halte das Problem der Klimaschäden in Europas Bewusstsein bereits für so stark verankert, dass die EU-Regierungen zu einer gemeinsamen Sicht der Dinge kommen werden.
Darf Klimaschutz etwas kosten?
Ja. Anders geht es nicht. Daher sind wir nicht gegen eine CO2-Steuer. Unsere Betriebe haben für Umweltschutz und Emissionsreduktionen bereits hohe Summen ausgegeben. Wir wollen mit unseren Unternehmen auf der Gewinnerseite der Klimawende stehen.
A propos Gewinnerseite: Sie haben 2015 einen 8-prozentigen Anteil an den Lotterien GesmbH an Novomatic verkauft – der im Dezember letzten Jahres an die tschechische Sazka-Gruppe weitergereicht wurde, die das Unternehmen jetzt mehrheitlich kontrollieren wird. War dies damals für Sie absehbar?
Wir haben heftige Avancen und Pressionen erlebt, um an die Tschechen zu verkaufen. Unser Standpunkt war, dass wir nur an Österreicher veräußern. Das war uns wichtig. Wir sahen gute Chancen, dass die Novomatic auch in der CASAG eine zentrale Rolle übernehmen wird. Dass dieser Verkauf jetzt den Tschechen zu Gute kommt, müssen sich diejenigen an die Fahnen heften, die auf Seiten der Republik für die Geschicke der CASAG verantwortlich sind – oder waren.
Verantwortlich war auch die Österreichische Beteiligungsverwaltung ÖBAG. Sie will aktiver zu Gunsten des heimischen Wirtschaftsstandortes eingreifen – ein ähnlicher Unternehmenszweck wie jeder der B&C-Privatstiftung. Werden wir Sie bald in einem potentiellen Bieterkonsortium mit der ÖBAG sehen?
Ich bin froh, dass der Gedanke der aktiven Industriepolitik in den letzten Jahren auch von der heimischen Politik aufgegriffen wurde. Was ich aber kritisch sehe, ist dass man Verstaatlichungsaktivitäten setzen will. Ich frage mich, was die berühmte Liste der 100 Unternehmen bedeuten, die laut Medien vor dem Zugriff ausländischer Kapitalgeber bewahrt werden wollen. Gibt es jetzt Put-Optionen an die öffentliche Hand oder dürfen die Eigentümer nur mehr unter Vorbehalt disponieren?
Ich schließe aus Ihren Worten, dass die neue Konzeption der ÖBAG eher nicht zu einem Schulterschluss mit B&C führen wird…
Aus meiner Sicht können neue ÖBAG-Beteiligungen an Unternehmen dann sinnvoll sein, wenn sie zeitlich beschränkt bleiben. Eine Überbrückungs-Hilfe, bis langfristige, für Österreich günstige private Lösungen möglich werden. Unternehmen waren immer dann erfolgreich wenn sie privat geführt wurden und die Kontrolle und das Headquarter in Österreich blieb. Da könnte ich mir auch einen Konsortialauftritt mit der ÖBAG vorstellen. Wir haben ja beobachten müssen, was bei den Casinos bei all den wohl gedrechselten Konzepten rausgekommen ist.
Herr Hofer, Sie sind Jahrgang 52, Herr Hampel ist Jahrgang 1951. Da ist die Frage erlaubt, wie lange Sie noch im B&C-Stiftungsvorstand und im Aufsichtsrat der Holding aktiv sein werden.
Wir haben im Vorjahr in der Stiftung einen Nominierungsbeirat ins Leben gerufen, der für die personellen Nachfolgen der Stiftung wichtige Vorarbeit leisten soll. Dabei geht es um Fragen von Kompetenz, Altersstaffelung, Erfahrung. Wir werden Österreich von Osten nach Westen und zurück screenen und Vorschläge formulieren. Wann Erich Hampel und ich die Funktionen im Stiftungsvorstand zurücklegen, werden wir dem Nominierungsbeirat aber nicht über die Medien ausrichten.
Die B&C Privatstiftung hat sich im Oktober mit der UniCredit über die Letztbegünstigenposition in der Stiftung geeinigt. Was ist Ihre Sicht der Dinge?
Die Unsicherheiten bei der Letztbegünstigtenstellung und die finale Beendigung der Begünstigtenrechte haben im Vorjahr erhebliche Unruhe in die Gruppe gebracht. Letztendlich sollte die Stiftungskonstruktion der B&C zur Gänze in Frage gestellt werden. Das wäre dramatisch gewesen, denn es macht einen Unterschied, ob Erträge und Investitionsentscheidungen bei AMAG, Lenzing oder Semperit von einer Stiftung verwaltet oder von einem oder mehreren Industriellen mit Eigeninteressen beherrscht werden.
Wieso mussten Sie befürchten, dass der bisher funktionierende Stiftungsvertrag von Michael Tojner ausgehebelt wird? Die Letztbegünstigtenrechte, die bei der UniCredit lagen, war rechtlich und wirtschaftlich doch nur mehr eine leere Hülle.
Wir haben feststellen müssen, dass das Stiftungsrecht in Österreich mangels gelebter Praxis ein Orchideenfach ist, dass nur wenige Juristen und Anwälte wirklich verstehen. Es stand die Frage im Raum, wohin wir uns in Zukunft orientieren müssen.
Eine juristische Klärung der neu erhobenen Ansprüche stand nie im Raum?
Eine gerichtliche Auseinandersetzung hätte enorme Ressourcen gebunden und jahrelang gedauert. Und auch wenn wir uns sicher waren – ein Restrisiko vor Gericht bleibt immer. Herr Tojner war in dem Projekt ja nicht allein. Mit ihm gemeinsam sind namhafte Industrielle auf den Plan getreten, die großen politischen Einfluss haben. Es stand im Raum, dass das Stiftungsrecht so geändert wird, dass wir uns in einer Situation wiederfinden, wo unsere Karten nicht mehr stechen. Da ist viel auf dem Spiel gestanden. Und ich sehe es als Aufgabe eines Anwaltes, alle Eventualitäten in Betracht zu ziehen. Daher haben wir mit der UniCredit besser verhandelt als gestritten.
Michael Tojner hat durch seinen Verzicht auf die Alleinvertretungsposition den Weg für Verhandlungen zwischen der B&C und der UniCredit frei gemacht. Ist da Geld geflossen?
Kennen Sie Herrn Tojner?
Nicht privat…
Lassen Sie es mich so formulieren: Wir haben eine vernünftige Lösung gefunden. Er hat uns schlussendlich geholfen, den Deal mit der UniCredit einzufädeln. Aber warum ihm die Italiener das Exklusivrecht für die Verhandlungen gegeben haben, verstehe ich bis heute nicht.
Der Deal musste letztendlich mit der UniCredit abgeschlossen werden. Ist da Geld geflossen?
Was glauben’s?
Wolfgang Hofer (68) ist Rechtsanwalt und Partner der Wiener Sozietät Grohs Hofer Rechtsanwälte. Durch seine Funktion als Stiftungsvorstand und Aufsichtsratspräsident der B&C-Holding sitzt er an bestimmenden Hebeln der Beteiligungsholding. Er war unter Gerhard Randa und Erich Hampel einer der wichtigsten juristischen Berater der Bank Austria und gilt als einer der Autoren der B&C-Stiftungsurkunde. Hofer gilt gemeinsam mit dem um ein Jahr älteren Erich Hampel als Rückzusgkandidat aus seinen Funktionen. Mit dem ehemaligen Palfinger-Chef Herbert Ortner steht ein neuer starker Mann in den Startlöchern.