Im Jahr 2000 wurde die Gasmarktliberalisierung in Österreich mit den Großkunden gestartet. Seit 1. Oktober 2002 ist der gesamte österreichische Erdgasmarkt liberalisiert . Seither haben Privatkunden und Unternehmen die freie Wahl über ihren Energieversorger. Rechtliche Basis der Erdgasliberalisierung waren das Gaswirtschaftsgesetz 2000 (GWG) und dessen Novelle 2002. Anlass für die heimischen Liberalisierungsbemühungen war die EU-weite Vorgabe, den europäischen Erdgasmarkt bis 2008 zu liberalisieren. Österreich hat diese Frist um sechs Jahre unterschritten und somit eine Vorreiterrolle übernommen.
Für die heimischen Erdgasanbieter brachte das GWG völlig neue Voraussetzungen: Es wurde das „Unbundling“ der bisher integrierten Anbieter gefordert: Der Handel mit Erdgas wurde getrennt vom Transport durch Pipeline-Netze. Durch die Trennung der Tätigkeitsbereiche Transport und Handel bei den Landesferngasgesellschaften soll eine gesteigerte Transparenz des Marktes erreicht werden. EconGas ist europaweit eines der ersten Unternehmen, in dem die Trennung von Netz und Handel zur Gänze umgesetzt wurde.
Der Eintritt in den liberalisierten Markt bedeutet für EconGas wie für ihre Kunden die praktische Umsetzung rechtlich formulierter Rahmenbedingungen. Besonders auf Kundenseite sorgten zahlreiche Auflagen des GWG für Unsicherheiten, die von den Kundenbetreuern der EconGas durch intensive Beratung beseitigt werden mussten. Ergebnis der intensiven Aufklärung durch unsere Mitarbeiter war eine praktisch stabile Kundenstruktur: Bei den Kunden war trotz der liberalisierten Rechtsräume nur eine verschwindend geringe Wechselbereitschaft festzustellen. EconGas konnte praktisch den gesamten Kundenstamm halten und erste Neukunden im Ausland akquirieren. Die Absicherung des Heimmarktes darf als großer strategischer Erfolg des ersten Geschäftsjahres von EconGas gelten.
Mit der Liberalisierung des Marktes wurden Österreichs Erdgasversorger existentiell gefordert. Um im Business-Kundenbereich nachhaltig erfolgreich zu sein, muss ein Anbieter zielgruppenorientiert und überregional tätig sein. Für die Belieferung von Kunden in Europa (z.B. Multi Site Customer) ist eine entsprechende Vertriebsorganisation notwendig. Um diese kosteneffizient aufbauen zu können, ist eine gewisse Mindestgröße unerlässlich. Dazu sind modernen Formen der Preisgestaltung notwendig: Intelligente Preissysteme werden durch derivative Instrumente gestützt,, deren Verwendung ebenfalls eine bestimmte Unternehmensgröße voraussetzt.
Mit Begas, EVN, Linz Gas/Wärme, OÖ Ferngas, OMV Erdgas und WIEN Energie haben sechs österreichische Erdgasanbieter ihre Handelaktivitäten in der EconGas gebündelt, um in einem gemeinsamen Marktauftritt den anspruchsvollen Bereich der Business-Kunden national und international zu bedienen. EconGas verfügt über die entsprechende Marktpräsenz, um seinen Kunden Versorgungssicherheit zu international wettbewerbsfähigen Preisen zu garantieren.
EconGas ist als Anbieter für Business-Kunden das erste Unternehmen in Kontinental-Europa, das die Chance hat, die Liberalisierung im Erdgasmarkt zu nutzen. Die geopolitische Lage Österreichs unterstützt die zentrale Rolle, die unser Unternehmen im europäischen Erdgasgeschäft anstrebt. Wir gehen davon aus, dass sich Baumgarten, der Pipelineknoten an der österreichisch-slowakischen Grenze, als Gas-Hub zu einer europäischen Gasdrehscheibe entwickeln wird. Dadurch eröffnet sich die Chance, sich im Erdgas-Trading, also im Handelsgeschäft zwischen den internationalen Versorgern, als wichtiger Player in den Ländern Mittel- und Osteuropas zu etablieren. Denn neben den für Österreich bestimmten Importen laufen weitere rund 30 Mrd. m³ Erdgas (vorwiegend aus Russland kommend) über Baumgarten. Diese europäische Drehscheibe für Erdgas eröffnet EconGas alles Chancen, sich als internationaler Trader zu etablieren.
(Exemplarischer Auszug aus dem 60-seitigem Geschäftsbericht)